The French Laundry & Flour and Water
Bevor wir damals unsere Reise angetreten sind, musste ich natürlich genau wissen, welche Lokale man unbedingt sehen muss. Da wir überall Freunde haben, wurden alle Kontakte angezapft und das ein oder andere Lokal stand schon fix auf unserer to do Liste.
Eines davon war schon von vornherein klar. Die French Laundry ist eines dieser Lokale die ich bevor es mit mir oder mit ihnen ein Ende nimmt, besucht haben wollte.
Thomas Keller ist einer der ganz großen unserer Branche. Es war und ist faszinierend, wie er es geschafft hat, in einer damals noch nicht so erschlossenen Gegend wie dem Napa Valley ein Lokal mit Weltruhm zu eröffnen und nun ein ganzes Gastronomie Imperium zu besitzen. Er ist wohl einer der konsequentesten Köche unserer Zeit. So viele seiner ehemaligen Schüler und Küchenchefs sind heute selber berühmte Stars in unserer Branche. Wie unter anderem Cory Lee von dem ich euch im sonntags Bericht erzählt habe. Thomas Keller war auch einer der ersten, der sein eigenes Gemüse und seine eigenen Kräuter angebaut hat. Die ganze kulinarische Szene Amerikas hat durch ihn profitiert.
So nun genug über ihn und mehr zu uns.
Wir, also schon voll in der Planung für unsere Reise. Da durften natürlich die Reservierungen für die speziellen Lokale nicht fehlen. In der French Laundry einen Tisch zu bekommen, ist nicht wirklich das einfachste auf der Welt. Genaue Angabe von Zeitpunkt und Uhrzeit für die Reservierung werden fixiert. Ich also am Telefon, ich kann euch ohne zu lügen oder zu übertreiben sagen, ich war genau 1 Stunde und 2 Minuten ununterbrochen am Telefon bevor ich durch kam. Die nette Dame am anderen Ende der Leitung musste mir allerdings berichten, dass die Plätze für unseren Tag schon aus vergeben waren. Ich konnte es nicht glauben und wie ihr euch vorstellen könnt, war ich sehr traurig. Man kommt ja nicht jede Woche in die Gegend um eine zweite Chance dort zu essen zu bekommen. Wir wurden auf die Warteliste gesetzt und ich hab gedanklich schon damit abgeschlossen dort essen zu können.
Ich war trotz alledem ein wenig genervt und hab Freunde von uns, die dort mal gearbeitet haben darauf angesetzt uns ein wenig einen Vorteil zu verschaffen.
Doch erst als wir über der Hälfte unserer Reise und schon über unserem gesamt Budget waren, erhielten wir die Zusage für den Tisch in der French Laundry.
Wir also auf dem Weg von Salt Lake City nach San Francisco als wir den Anruf bekamen das es mit dem Tisch zu Mittag klappt. Wir hatten noch San Francisco, Los Angeles und Las Vegas vor uns. Doch die Entscheidung war schnell klar, ja natürlich kommen wir gerne. Wir bekamen Mittags einen Tisch, am selben Tag hatten wir zwar schon eine Reservierung in einem Lokal das uns ein Freund der mit dem Küchenchef zusammen gearbeitet hatte reserviert, doch das war uns egal.
Die French Laudry in Yountville mitten im Weinbaugebiet Napa Valley gelegen ist eine alte umgebaute Wäscherei. Von San Francisco ca. 45 Minuten mit dem Auto entfernt. Wir genossen schon die Fahrt durch die Weinberge sehr. Zu gegebener Weise waren sehr nervös und voller Vorfreude, als wir durch die berühmte blaue Tür in die Heiligen Hallen schritten. Es war wirklich ergreifend dort zu sein wo so viel Gastronomie Geschichte geschrieben wurde. Es klingt für euch ein wenig übertrieben, aber wir empfanden es wirklich als großes Privileg dort speisen zu dürfen.
Der Service war wie erwartet ganz großes Kino. Eine Choreographie wie in einer Oper, in jedem Angestellten spürt man die Liebe zum Beruf und großen Stolz an diesem Ort arbeiten zu können. Jeder Gang war ein Vergnügen, einfach wunderbar, es hat sich wirklich rentiert. Wir hoffen beide nochmals dort essen gehen zu können. Als Krönung durften wir noch die Küche besichtigen und mit Thomas Keller persönlich sprechen. Normalerweise hasse ich es wenn, mich jemand fragt ob ich die Küche sehen will. Warum sollte ich eine Küche sehen wollen? Nein mal im ernst, ich verbringe jeden Tag weit über 12 Stunden in einer Küche, warum sollte ich dann auch noch an meinem Freien Tag eine Küche sehen wollen. Ist ja kein Raumschiff, auch wenn manche das glauben.
Doch Thomas Keller in der Küche zu sehen und mit ihm zu sprechen, war wirklich was spezielles. Er hat ohne Spaß, eine ganz eigene Aura um sich, sympathisch und bedacht fand ich ihn. Ich war echt Stolz, auch wenn das für euch komisch klingt.
Wir also fertig mit dem Essen und leicht angetrunken ab ins Auto und zurück in die Stadt. Einen Strafzettel haben wir auch noch bekommen, weil wir vor einem Hydranten geparkt haben. Wir waren eh schon ein wenig spät dran, aber noch guter Dinge noch ein wenig Verdauungsschlaf zu bekommen bevor das nächste Lokal ruft.
Doch der Verkehr, hatte wohl andere Pläne für uns. Wir standen echt krass im Stau und waren schon richtig genervt. Den die Zeit bis hin zur nächsten Reservierung rannte uns durch die Finger. Wir konnten weder absagen, noch wollten wir zu spät kommen, da wir ja die Reservierung über einen guten Freund hatten. Als wir im Hotel ankamen, blieb nur noch die Zeit die Autoschlüssel abzugeben. Also zur einen Tür rein und zur anderen Tür wieder raus und ab Richtung Flour and Water.
Wir haben uns entschieden, zu fuß zu gehen, damit wir wenigstens ein wenig Hunger bekommen würden. Wir waren wirklich nicht mehr all zu gut drauf, auch nicht wirklich hungrig und noch immer leicht angetrunken als wir knapp vor der Reservierung im Lokal ankamen. Da wir keine Zeit mehr hatten uns umzuziehen fanden wir uns auch overdressed.
Das Lokal hieß Flour and Water und ist ein modernes italienisches Lokal das für große, positive Aufregung in San Francisco gesorgt hat.
Vor dem Lokal standen überall Leute mit Weingläsern, im inneren herrschte stark ausgelassene Stimmung. Man konnte die Kellnerinnen kaum von den Gästen auseinander halten. Ein sehr junges, alternatives, künstlerisches Publikum war im Lokal zu Gast.
Als wir der Kellnerin unseren Namen nannten, fing sie an zu grinsen und freute sich voll, lief sofort zur halb offenen Küche und schrie dem Küchenchef, das wir da seinen. Wir wussten nicht wirklich was uns geschah, als der Küchenchef kam, er umarmte uns sofort als ob wir richtig enge Freunde die sich ewig nicht gesehen haben wären. Wir setzten uns gemeinsam an einen Tisch der für uns reserviert worden war und es wurde sofort Champagner bestellt. Ich kann euch sagen es war so herzlich, das all der Groll von zuvor, auf einmal weg war. Er wollte natürlich für uns kochen und fragte ob wir hungrig wären. Ich weiß nicht warum ich es gesagt habe, aber ich glaub es lag am Alkohol, das wir eigentlich überhaupt keinen Hunger hätten. In dem Moment wo ich dies ausgesprochen hatte, wartete ich auf eine angefressene Reaktion seinerseits, doch weit gefehlt. Er fragte ganz ruhig nur wieso? Darauf ich: „Wir kommen eigentlich direkt von der French Laundry“ Darauf er ganz begeistert: „Voll geil, wie war es denn? Hat es euch gefallen? War der Chef da?“ Er erzählte uns das er auch mal da gearbeitet hatte und dies die beste Zeit seines Lebens gewesen war. Wir waren beide recht perplex, ob dieser Reaktion, aber auch erleichtert. Wir wollten ihn ja nicht kränken, sondern einfach ehrlich sein.
Er schlug uns voller Emotion vor, einfach jedes Gericht kleiner zu machen und in die Mitte zu stellen, so dass wir alles probieren konnten, ohne dabei übersättigt zu werden.
Ich muss euch sagen, wir hätten niemals aufgehört zu essen, es war so unglaublich köstlich. Ich habe selten Gerichte, die mit so viel Liebe und Hingabe gekocht wurden gegessen. Jedes Gericht das den Weg zu uns an den Tisch gefunden hatte, war schlicht weg großartig. Nicht spektakulär und immer nachvollziehbar, doch einfach perfekt.
Es war einer dieser Abende, die wir sicherlich nie vergessen werden. Das schönste daran war, es war einfach so unkompliziert und gemütlich, als ob du zu Hause bei den besten Freunden gegessen hättest.
Ganz großes Kompliment!
http://www.thomaskeller.com/tfl – http://www.flourandwater.com/