Chicago. Ich muss gestehen, ich bin schon von Kindheit an ein riesiger Fan. Schuld daran sind die Chicago Bulls und Michael Jordan. Wie so viele hab ich die Chicago Bulls geliebt und verehrt.
Ich wollte natürlich sofort Karten für einen Sport-Event im United Center
kaufen, als klar war, dass wir nach Chicago fahren werden. Leider hatten die Chicago Bulls gerade wieder einmal mit einem Streik zu kämpfen, also fiel unsere Wahl auf meine zweite Lieblingssportart, das Eishockey. Wir besorgten Tickets für die Chicago Blackhawks. Wir waren wirklich gespannt und voller Vorfreude auf das Spiel. Und es war großartig!
Das United Center liegt zwar nicht gerade in der besten Gegend von Chicago, aber man braucht keine Bedenken haben, wenn man mit dem Bus zu einem Spiel dorthin fährt. Ich sag euch, es war für mich einfach umwerfend, vor der lebensgroßen Bronze-Statue von Michael Jordan zu stehen. Ich fühlte mich wie ein kleines Kind! So glückselig war ich selten. Im Stadion zu sitzen, die Atmosphäre live zu erleben und die vielen Meisterschaftsbanner zu sehen, war einfach beeindruckend für mich. Das Spiel, die Stimmung und auch die Hot Dogs waren top. Das ist wohl Sportgeschichte, die man hier spürt. Ein Grund mehr beim nächsten Mal die Chicago Bulls live zu erleben.
Genug vom Sport, ab zur Stadt an sich. Ich finde Chicago ist eine der schönsten Städte Amerikas. Rein optisch betrachtet ist sie viel schöner als New York oder Los Angeles. So schön gelegen am Lake of Michigan, mit unheimlichem Charme und Charisma. Ich stelle es mir toll vor, morgens durch die mit Hochhäusern übersäten Straßen runter zum Pier zu joggen und abends in die großartige, abwechslungsreiche Gastronomie einzutauchen.
Das bringt mich zum eigentlichen Thema: Chicago’s Gastronomie-Szene. Sie ist unglaublich vielfältig und reicht von einem der besten Restaurants der Welt bis hin zur dicksten Pizza der Welt. Chicago hat gastronomisch echt viel zu bieten.
Fangen wir mit dem König unter Chicago’s Köchen an. Ich denke, er sieht sich nicht so, aber es ist unumstritten: Grant Achatz ist einer der besten Chefs auf diesem Planeten. Übrigens auch mein absoluter Lieblingsgastkoch in meiner Hangar 7-Zeit. Das „Alinea“ hat den Standard in der amerikanischen Gastro-Szene nochmals gehoben, als Grant Achatz und Nick Kokonas das Lokal 2005 eröffneten. Dort hinzugehen, war ein absolutes Muss für uns. Und vom Eingang bis zum Ausgang ein großartiges Erlebnis. Einer der tollsten Restaurant-Besuche, den ich je hatte. Und, auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen, Grant Achatz ist einer der beeindruckendsten Köche, die ich je kennenlernen durfte. https://website.alinearestaurant.com/
Achatz’s zweites Restaurant, das „Next“, in dem sein langjähriger Küchenchef Dave Baren am Werk ist, ist wohl eines der komplexesten Restaurant-Konzepte der Welt. Viermal pro Jahr präsentiert das Next-Team ein neues Programm. Alles wird verändert – bis hin zur Küche wird ein komplett neues Restaurant geschaffen. Mit absoluter Hingabe und Perfektion. In der Küche hat nichts einen fixen Platz – alles ist flexibel einsetzbar. Spannend. Die Konzepte haben Namen: „El Bulli“, „The Hunt“ oder „Paris 1906“ waren nur einige davon.
Eigentlich sind es jedes Jahr vier Restaurants in einem Lokal, nur der Standort bleibt derselbe, in einem abgelegenen Industrieviertel mit großen Lagerhallen und wenig Städtetreiben. Genau richtig dafür. „A taste of Thailand“ war das Konzept, das wir erlebten. Überwältigend, einfach ganz großes Kino. So inspirierend, verspielt und dennoch intelligent. http://website.nextrestaurant.com/
Dem nicht genug, Achatz und Kokonas betreiben auch eine Bar. Sie ist einzigartig, weil sie nicht aus der Sicht eines Barkeepers, sondern aus der Sicht eines der innovativsten Kochgenies gestaltet wurde. Das „Aviary“ ist wie das „Alinea“ unkonventionell, verrückt und auf besonders hohem Niveau. Stellt euch vor, hier sind zwei Köche Vollzeitangestellt, nur um Eiswürfel zu bearbeiten. Ja ihr habt richtig gelesen! Eiswürfel. Wer glaubt, dass das übertrieben sei, könnte recht haben. Aber ein Cocktail wie der „Martini on the rocks“ ist nicht einfach nur ein Cocktail, er ist ein Erlebnis. In einem Martini-Glas kommt eine zirka zehn Zentimeter große, wunderschöne Kugel aus Eis, in der sich Flüssigkeit befindet. Der Kellner bringt Glas mit einer Digital-Eieruhr, die mit einer Zeit von vier Minuten und 15 Sekunden eingestellt ist. Das Glas abgestellt, drückt er den Start-Knopf und erklärt, dass der Cocktail erst nach Ablauf der Zeit trinkbereit sei. Ich weiß nicht, wieso oder warum, aber genau auf die Sekunde bricht die dünne Hülle aus Eis auf und lässt die Flüssigkeit frei. Unglaublich. Nicht nur die Show, sondern auch die Qualität der Drinks ist absolutes Top-Niveau. https://website.theaviary.com/
Eines der tollsten und lustigsten Lokale der Stadt ist das „Bottlefork“, ein tolles Bar/Restaurant Konzept. Super leckeres, modernes Bar-Food, serviert zu perfekten Cocktails und tollen Weinen. Eine innovative Geschichte, die es auch bei uns geben sollte. Unser Abend im Bottlefork war nicht nur einer der flüssigsten und lustigsten, sondern auch einer, der einem sprichwörtlich die Augen ganz weit öffnet, auch wenn der Alkohol eher das Gegenteil bewirkte. http://bottlefork.com/
Auch ein Tipp für einen ungezwungenen, schönen Abend ohne Anzug und Krawatte ist das „Balena“. Eine keine, klassische Pizzeria, wie wir sie kennen. Aber es ist keine der für Chicago berühmten „Deep Dish Pizza“-Buden, dazu komm ich noch. Es ist viel mehr ein gepflegtes Restaurant, mit schöner, unverschnörkelter italienisch-amerikanischer Küche. http://balenachicago.com/
Die Pizza im Chicago Style, die Deep Dish Pizza, ist nicht jedermanns Sache. Sie wird in einer Form gebacken, mit einem fast einen Zentimeter hohen Teig, viel Käse und Tomaten-Sauce. Vor allem, wenn ihr auf eure Figur achten müsst oder wollt, solltet ihr darauf verzichten. Oder auch nicht. Wir entschieden uns, die typische Leckerei auf jeden Fall zu probieren und zwar in einer der ältesten Pizzerien Chicago’s, dem „Gino´s“. Lustig, man wartet im Eingangsbereich wie in einer Wartehalle und studiert die eher kleine Speisekarte. Es gibt vier verschiedene Pizza-Beläge, vier bis fünf Vorspeisen, mehr nicht. Das Einzige, das wirklich zu wählen ist, ist die Größe der Pizza. Man bekommt eine Nummer und wird man aufgerufen, geht man an einem Tresen vorbei, an dem man schon vorher seine Bestellung aufgegeben hat.
Wir wählten eine große Pizza. Nicht die größte, aber auch keine kleine. Der nette Mann hinterm Tresen erklärte uns, dass die Pizza in der von uns gewählten Größe zu zweit nicht zu essen sei. Jetzt Moment mal! Der Kerl weiß doch gar nicht, wie viel wir beide verdrücken können – schon gar nicht, wenn wir den ganzen Tag zu Fuß unterwegs waren und richtig Hunger haben! Okay, nach einigen Diskussionen hatte er uns überzeugt und wir bestellten eine von ihm empfohlene Pizzagröße. Ich muss ehrlich zugeben, er hatte recht, denn eine Deep Dish Pizza ist sättigend. Sehr gut, anders und nochmal: wirklich unheimlich sättigend. http://www.ginoseast.com/
Zurück zu Chicago’s Haut cuisine. Das „The Grace“ von Curtis Duffy ist ein absolutes Spitzen-Restaurant. Duffy ist unglaublich ehrgeizig und fanatisch nach Perfektionismus. Ein wunderschönes Lokal, mit sehr charmantem Service, einer tollen, allerdings weniger preiswerten Weinkarte und super Gerichten. Das Ganze ist sicher seinen Preis wert. Aber man muss, wie bei all diesen Lokalen genau wissen, ob man bereit ist, so viel Geld für ein Abendessen auszugeben. http://www.grace-restaurant.com/
Was uns sehr gefallen hat, war das „Joes Stone Crab and Steak House“. Ein typisch amerikanisches Fisch- und Steak House. Cool und empfehlenswert. Ach ja: Die Stone Crab Platte ist absolut spitze. http://joes.net/chicago/
Wer nach Chicago kommt, sollte sich den Willis Tower – besser bekannt als Sears Tower – nicht entgehen lassen. Das zweithöchste Gebäude der Vereinigten Staaten hat im obersten Stock ein tolles Highlight für die Besucher parat. Glasbalkone, die einem den Sturz in die Tiefe vermitteln. Ich mit meiner Höhenangst hab mir schwer getan, auf diese Glasplatte zu treten. Aber für die Aussicht hat sich die Überwindung gelohnt.
Auch das Cloud Gate, der Navy Pier und das Shedd Aquarium finde ich auch sehenswert. Die Stadt hat echt viel zu bieten, das war wohl nur ein kleiner Ausschnitt daraus. Langweilig wird’s in Chicago jedenfalls nicht.
Bis nächsten Sonntag, lasst es euch gut gehen, egal, wo ihr seid.